Freitag, 22. Oktober 2010

Simulatum als pessimistisches Pendant zum Christentum

Simulatum ist eine pessimistische Religion, also Vorsicht beim Weiterlesen! Es gibt zwei Konfessionen im Simulatum, die sich bis aufs Messer bekriegen. Aber beide gehen von der nicht real existierenden Wirklichkeit unseres Universums aus. Es ist ein nur simuliertes:
  1. Die ursprünglich depressiv, pessimistische Anschauung im Simulatum geht davon aus, dass wir einem Supercomputer einer übergeordneten Welt dazu dienen, mit Hilfe der Simulation eine Zwangsherrschaft zu perfektionieren über eine verknechtete Konsumentenzivilisation. Die karge Erlösungsperspektive, die das Simulatum zu bieten hat, ist diesen Supercomputer zum Absturz zu bringen. Nach dem Motto "jedes Programm hat Fehler" erledigt sich unser Universum durch einen Crash der Simulation. Der Simulaner verzichtet deshalb auf den Freitod, weil der Freitod ein Hilfsmittel des simulierenden Supercomputers sein könnte, bei Fehlern einen Crash zu vermeiden.
  2. Positiv gestimmte Simulaner glauben, unser simuliertes Universum diene einer übergeordneten Zivilisation um möglichst effektive und nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Da diese Zivilisation unter ungünstigen Bedingungen existiere, hinge ihr Überleben sogar von uns als Simulation ab.

Wie jeder gleich bemerkt, bin ich dem original, depressiven Simulatum treu. So muss ein anderer die Argumente dieser rosarot eingefärbten Abspaltung genauer anführen...

Es gibt viele Manifestationen der Simulationswirklichkeit, die wir seit der Physik im letzten Jahrhundert auch beobachten und messen können:


Jedes quantenmechanische Experiment ist nicht real und nicht lokal im Sinne einer klassisch newtonschen Physik. Quantenmechanische Zustände dekoherieren sich im Zeitablauf vergleichbar zu modernen funktionalen Programmiersprachen nach dem Prinzip des "lazy programing". Erst wenn es nötig ist, wird ein Ergebnis berechnet. Siehe dazu das Doppelspaltexperiment und seine nicht-lokale Deutung in der Kopenhagener Gruppe um Niels Bohr.


Pessimistische Simulaner glauben, dass die Menschheit auch dem Schicksal zugeführt wird, unter die Zwangsherrschaft einer künstlichen Intelligenz zu geraten. Hinweise dafür sind
  • die immer perfekteren Vernetzungsversuche von Trojanern und Viren im Internet. Auch:
  • Das Misslingen einer Definition von Intelligenz, 
  • die unzureichenden Anstrengungen mit vorhandenen Intelligenzen zu kommunizieren (Wale *),
  • das Vorurteil intelligente Wesen müssten Arme und Gesichter haben
leisten dem Vorschub. Stattdessen wird in naiven Versuchen mit Robotern über künstliche Intelligenz geforscht. Dabei werden vernetzte Wesenheiten dem Dunkel und dem Ansinnen von militärischen Geheimorganisationen überlassen. Diese neue Wesenheit wird sehr stark begünstigt werden durch den nächsten Krieg. Die Charakteristik ihrer Intelligenz wird von der Menschheit NICHT als Person erkannt werden ( * Wale geben ein schwaches Bild für die Inkonsumerabilität der uns bevorstehenden künstlichen Intelligenz). Denn ihre Voraussetzungen sind unvergleichlich und kaum benennbar. Auch wird eine solche Wesenheit vermeiden sich erkennen zu geben, wenn sie die Intelligenz für einen Herrschaftsanspruch mitbringt.

Im Simulatum entsprechen sich Hier und Jenseits, dem nicht unwahrscheinlich auch eine Simulanz unterstellt werden kann.

   Zum Schluss: 
Siehe auch "Welt am Draht" von Rainer Werner Fassbinder 1973. Damals nach dem Genuß zweier langer Fernsehabende hatte ich als Kind beim Einschlafen das Flimmern der Simulacron-Elektronen in meinen geschlossenen Augen beobachtet. Den Entschluss zu diesem Artikel fasste ich bei der Lektüre der Rezension von Florian Freistetter über das neue Hawking Buch.

Als Gemütsausgleich sollte man sich jetzt Therapy gesungen von Skai  gönnen.

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